Tag 77: Bornholm - Sassnitz auf Rügen. Ganz schön was los auf dem Meer!

Eigentlich war alles wie gestern. Vorhersage N bis NW 4-5 gegen 14 Uhr kann 's regnen. Nach Rügen geht es etwas abwärts. Mui bien. Wecker auf halb sechs, Leinen los um sechs.

Ausfahrt aus Svaneke kurz nach Sonnenaufgang
Erstmal zwei Stunden motoren, schließlich sind wir am Vortag nur gesegelt und hatten in Svaneke keinen Landstrom.
Um acht Uhr geht der Motor aus, drei Stunden mit halben Wind um die sieben Knoten.
Dieser polnische Großssegler kommt uns entgegen
Die dunkle Wolke leicht südlich sieht eigentlich nicht sehr besorgniserregend aus,
zumal der Wind aus NW kommt.
Kurze Zeit später - ich sehe in einer Bö statt 17 plötzlich 27 kn auf dem Windmesser - wird die Genua aufgerollt. Als schließlich Böen mit acht bft einfallen, kommt das Großsegel herunter und wir laufen nach Süd ab. Neben und hinter uns drei - und vier Meter hohe Wellen, es geht ganz schön auf und ab. Schauerböen werden von Schauern begleitet. Die regnen, als wir ablaufen, bis ins Boot hinunter. Mehr Dusche gibt es allerdings beim Großsegel bergen, fünf Mal wurde der Skipper abgeduscht. Gute Nachricht: das Ölzeug ist Bombe! Skipper und Unterwäsche blieben trocken.
Das Unwetter dauert eine gute Stunde, danach geht der Wind über vier und drei auf zwei bft zurück. Wir motoren über eine konfuse Welle, die uns nach allen Seiten drückt. Die Wolken verziehen sich, die Sonne scheint und die Leute, die in Sassnitz den Tag verbracht haben staunen ein bisschen, dass wir mit Schwerwetterklamotten einlaufen.
Aber vorher war ja noch mehr los...

Der Hafen von Lohme, unser Plan A, wird abgeschrieben, der Wind  und vor allem dir Restwelle stehen direkt auf diesen Hafen. Also Sassnitz, "kann bei jedem Wetter angelaufen werden", so der Hafenführer.
Bei der Anfahrt von Sassnitz werden wir angewiesen, Kurs zu ändern "change course to five five", Grund; "Obstruction" Brav wird die Anweisung befolgt, bis wir feststellen, dass wir genau zurück fahren. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Also Rückfrage. "Course two five five!" Aha! nicht nach 55° sondern Kurs 255° ... Wir müssen einen Umweg von vier sm fahren, fast eine Stunde.
Allerdings ist dieser Umweg kurzweilig. Ein anderes Segelboot, offensichtlich hat es den Funk ausgeschaltet, reagiert nicht und fährt direkt auf die "obstruction" zu. Das Sicherungsboot fährt volle Kanne auf die Yacht zu, stoppt vor ihr auf und entzündet Rauchzeichen;


 Weißer Rauch: Hier keine Friedenspfeife.

Das Sicherungsboot blockiert der Yacht so lange den Weg, bis diese endlich abdreht und östlich an der "Obstruction" vorbei fährt.

Kaum ist dieses Spektakel vorbei nähert sich uns von Nord ein Ungeheuer
Überlanger Schleppverband gibt uns das AIS an
Brigitta bittet mich, doch wieder einmal den Motor, wie in der Bedienungsanleitung angegeben, fünf Minuten Vollgas zu fahren ...

Ein gigantischer Kran am Schlepper. Das Ganze fährt über 10 Knoten (~20 km/h) ...
Vormann Jantzen musste im Unwetter Hilfe leisten
Dieses seltsame Gefährt liegt südlich Sassnitz auf Reede
Erst der Hafenmeister von Sassnitz kann aufklären. Nördlich Rügen wird ein Windpark gebaut. Die gelb-schwarzen Riesendinger haben irgendetwas mit den Fundamenten zu tun, die "ich weiß nicht wo, wahrscheinlich in Polen" zusammengeschweißt und dann hierher verschifft werden und südlich Sassnitz mit Betonfundamenten umgossen werden. Danach werden sie raus auf See transportiert und auf Grund verankert. So haben wir es jedenfalls verstanden. Die Windparkbaustelle hatten wir gesehen, etwa zehn im AIS als "Anderes Fahrzeug" genannt haben dort gearbeitet.

Aber was genau die "Obstruction" war, konnten wir leider nicht herausfinden...

Zwölfeinhalb Stunden unterwegs, 73 sm gefahren, langer Tag, viel erlebt.

Das "Schönen Abend" Bild heute: Auch Industrieanlagen können ein imposantes Motiv
hergeben, wenn sie so von der Abendsonne angestrahlt werden.
Sassnitz auf Rügen, Mo. 16.8.16, 20:25




Der Skipper fällt nach diesem ereignisreichen Tag in die Koje, bevor er den Blog fertig geschrieben hat...

P.S.: Tags darauf gab es kein Internet und am folgenden Tag auch keines. Deshalb geht der Blog erst heute live.

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