Scheveningen


Der Tidenstrom ist zur Zeit etwas ungünstig für uns. Perfekter Abfahrtszeitpunkt wäre 13 Uhr Mittags. Scheveningen, unser nächstes Ziel, liegt 60 Seemeilen nördlich. Zehn Stunden, wenn es nicht so gut läuft 12 Stunden, muss man rechnen. Aber es war raumer Wind mit vier bis fünf, in Böen sechs Beaufort vorhergesagt. Trotzdem mahnt die Crew zur Eile, schließlich bedeutet jede frühere Meile auch früheres Ankommen.

Bereits um elf Uhr verlassen wir die Marina Cadzand Bad 
Platz gab es in der erst vor einem Jahr geöffneten Marina mehr als genug. Direkt neben dem Hafen gibt es einen großer Sandstrand, Brigitta war schwimmen und kam begeistert zurück. Und am Morgen entdeckte sie noch den kleinen Ort mit einer Schlemmer-Bäckerei vom Feinsten.

Ein interessantes, im AIS als "baggerndes Fahrzeug" tituliertes Gebilde. Offensichtlich hat man bei Hochwasser die vier Stelen auf den Grund abgelassen und fixiert. Sechs Stunden später ist das Wasser weg und man hängt in der Luft. Warum man das macht, bleibt unklar
Der Wind bläst wie vorhergesagt, vier bis fünf Beaufort, am frühen Nachmittag auch zwei Stunden mit sechs Beaufort. So kommen wir anfangs, als der Strom noch gegen uns läuft dennoch gut voran und als dieser endlich kentert wird der Tag zur Rauschefahrt!
Ganz leicht nieselt es ab und an, aber im Westen hängen die Wolken tiefschwarz, während die Bewölkung zur Küste hin aufgelockert ist. Letztendlich zog das Wetter schneller als wir im Westen an uns vorbei und wir bekamen am Spätnachmittag noch Sonnenschein.
 Der Großteil der heutigen neun Stunden Fahrt bestand in der Querung des Rhein-Maas-Deltas.
Rund 47 Seemeilen sind vor dem Delta zu queren

 Immer wieder begegnen wir Frachtern, die in einen der Rhein- oder Maasarme einfahren ...
... während im Westen über ein Dutzend Pötte auf Reede liegen.
Schließlich kommt noch der nördlichste der Mündungsarme, die Maasmündung. Hier hinein geht es in erster Linie zum riesigen Europoort. Wir befahren, wie auf dem Weg nach Süden bereits Ende Juni, wieder den "Recommended Crossing for Small Craft". Dieser Weg ist zweispurig, mit Rechtsfahrgebot über eine Länge von fünf Seemeilen, also eine knappe Stunde bei unseren prima Bedingungen. Wie alle anderen melden wir uns mit Position, Fahrtrichtung und Geschwindigkeit an.
Den einlaufenden Frachter sollen wir vor seinem Bug kreuzen, ...
... das auslaufende Containberschiff, ebenfalls "if we can speed up a little bit"

Wir sind jedenfalls froh, als wir die beiden Brummer hinter uns zu liegen bekommen und sind den Lotsen der "Maas Entrance" dankbar für die Wegleitung.
Zwei Stunden später laufen wir Scheveningen an. Ein sehr großer, aber auch verwinkelter Hafen
Man läuft zunächst mit 156° zwischen die Wellenbrecher in den Buitenhaven, dann mit 131° in den Voorhaven, schließlich nach Nordost in den Ersten Hafen, wo wir die Leinen und Fender richten, ...

... und diese Inschrift ist das Einzige, was wir von der Ankunft des Volvo Ocean Race noch vorfinden. ...

... Weiter geht es durch einen engen Kanal in den Zweiten Hafen ...

... wo wir im Visitors Bereich einen Platz im Päckchen als dritte finden. Das scheint das Beste aller Päckchen zu sein: der Innenlieger will morgen um neun Uhr los; das ist viel besser, als die anderen angefragten, die um vier, fünf oder sechs Uhr schon los wollen :-)
61 Seemeilen in neuen Stunden, ein toller Schnitt. Etwas erschöpft aber immer noch schmunzelnd gibt es heute ein Bier und einen Schnaps als Anlageschluck.

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