Tag 68: Destination Gotland

Ja, wir wissen, dass ein Sturm kommen soll. Ja, wir wissen auch, dass der uns zwei bis drei Tage blockieren kann. Für morgen ist er angekündigt.
Natürlich haben wir uns gestern Abend für die sichere Variante entschieden. An einer Ostküste liegt man bei Sturm aus W oder SW immer viel besser, als an einer Westküste wie z.B. Gotland. 30 sm bis Västervik bei Westwind und 3-4 bft, das sollte ganz gut klappen.

Der Abschied von der herrlichen Harstena Bucht fällt etwas schwer
Es geht nach N aus der Bucht, um die Ecke und dann nach SW hinaus aufs offene Wasser. Eintrag im Logbuch: Wind aus SW 0 - 1...
Aber vorn, kurz vor dem Horizont ist das Wasser dunkel. Und tatsächlich, als wir eine Viertelstunde später dort hinkommen, weht es mit 3-4 bft. So eine scharfe Windkante hat man auch selten!
Nur, es ist kein Westwind, er kommt aus SW, wieder einmal von da wo wir hin wollen.

Wir überlegen. Alsbald ist die Entscheidung für einen schönen Segeltag gefällt: Neues Ziel: Visby auf Gotland. Sechzig Meilen... bei einem Schnitt von fünf Knoten werden das 12 Stunden...

Die Genua wird eingerollt und der Code Zero angeschlagen - und ab geht die Post! Der Wind 
kommt etwas achterlicher als halb, das ist der beste Segelwind, den es gibt! Wir glühen mit selten unter sieben, manchmal mit neun Knoten nach Südost, genau auf das Ziel!
Da ist es wieder, das Schmunzeln, fest eingebrannt im Gesicht des Skippers!
Nach Stunden dreht der Wind etwas zurück auf südlichere Richtungen und der Code Zero fängt an zu flattern. Er wird eingerollt und die Genua geht hoch. Immer noch 6,5 - 7.5 Knoten Speed, trotz einer Welle von mittlerweile 1,5 Meter.

Schließlich, kurz vor dem Hafen, noch ein Wettrennen mit der Fähre von Nynäshamn.
Titel Inspiration. Bildquelle hier
Wir verlieren das Rennen, macht aber nix, besser als wenn sie uns im Hafen verscheucht hätte, Fähren haben hier Vorfahrt.

Wie erwartet ist der Hafen nicht so besonders geschützt gegen S und SW. Angesichts dessen, was kommen soll, legen wir rückwärts an, damit der Bug im Wind liegt. Das klappt im zweiten Anlauf.
Rechts wir, links ein baugleiches Schwesterschiff
Ein herrlicher Segeltag! 62 sm in genau 10 Stunden bei halbem Wind. Noch beim Schreiben schmunzelt der Skipper.

...

Nachtrag 22:30
Der Sturm ist angekommen. Von jetzt auf plötzlich. Es heult in den Wanten, an vielen Booten schlagen Leinen. Fast alle Skipper sind auf Deck oder am Steg, straffen Leinen, legen zusätzliche. So auch wir. Und der Code Zero muss herunter und weggestaut werden. Und Fender zum inzwischen eingetroffenen Nachbarboot müssen gehängt werden.
Der Nachbar weiß, in zwei Stunden soll es schon wieder ruhiger werden.

Und wir wussten, dass ein Sturm kommen würde. Ja, wir wussten auch, dass der uns auf der Insel eher drei bis vier als zwei bis drei Tage blockieren kann. Er ist früher als gekommen angekündigt. Wir werden sehen.
Wir schauen uns an und freuen uns. Was für ein schöner Segeltag war das heute!

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