Der Segelsommer 2015

Kalt

Sehr kühl hat die Saison dieses Jahr begonnen, Mai und Juni waren sehr frisch. Während es im Süden Deutschlands sehr hohe Temperaturen hatte, waren wir froh, wenn die 15° Marke erreicht wurde.
Zum Beispiel kam Richi Anfang Juni aus 30°, um frühmorgens vom Piloten beim Landeanflug auf Hamburg zu hören, dass das Wetter "schön, bei einer Lufttemperatur von 3°" sei.
Die Saison begann recht kühl...

Nass

Interessanterweise wurden wir eher selten nass von oben. Natürlich gab es den einen oder anderen Guß, aber im Großen Ganzen, zumindest in der rückblickenden Betrachtung, hat es nicht sehr oft geregnet. Wenn, dann gab es einen Schauer, So im Hafen von Wendtorf, kombiniert mit Sonnenuntergang, beim Auslaufen von Kopenhagen, und vor der Flensburger Förde, so spektakulär es aussieht, nach 10 Minuten war der Spuk vorbei


Heiß

Schließlich, gegen Mitte Juni begann es endlich wärmer zu werden, zunächst noch zaghaft, aber kurzzeitig konnte man bereits im T-Shirt posen :-)
12.6.- Ausfahrt Heiligenhafen
Im August:
"Nie lange Hosen angehabt"
Und zur Silverrudder in Svendborg:

Emil (acht Wochen) ist vermutlich der jüngste Zuschauer



Windig

Über mangelnden Wind konnten wir nicht klagen: Erstaunlich wie viel Ostwind wir hatten!
Anfang Mai im dritten Reff im Kleinen Belt nach Norden. Am 7.6. Stehtag in Bogense, da 30+ kn Wind im Hafen. Mitte Juni und im Juli dann eher moderate Bedingungen, Im August gab es alles - außer Westwind (jedenfalls für uns), so z.B. strammen NW 5 Mitte August beim Einlaufen und anlegen in Rerik. Eigentlich war alles voll, aber "wir haben noch nie jemanden fortgeschickt" So geht es ans Ende eines Stegs, kaum einsfünfzig breit, mit exakt ablandigem Wind. Und das bei einem Schiff mit Doppelruder und folglich fehlender Anströmung der Ruderblätter bei kleiner Fahrt...
Man darf nicht aufgeben, jeder Bö folgt eine Flaute und irgendwann klappte es mit einigen sehr netten und ungemein freundlichen Helfern vom lokalen Segelclub. Toller Hafen, nette Leute, tolle Stimmung, die Stunde Anfahrt durchs Salzhaff lohnt sich!

Das Boot

Naja, ein bisschen höher am Wind wäre schön, aber irgendwo ist halt alles ein Kompromiss, und wer hat schon mal auf 37 Fuß Härbölle angelaufen? Toll, mit Kielschwert hoch und 110 cm Tiefgang in solch einen kleinen Hafen einzulaufen!
Ansonsten alles super, alle Leinen ins Cockpit geführt, einhand ist kein Problem -obwohl dis dato immer mindestens mit Zweier-Crew gefahren wurde. Das Cockpit ist geräumig und -- recht trocken, kaum einmal, dass Spray über kommt, sehr angenehm.
Und unten, naja traumhaft, ein Bad, tatsächlich ein Bad, mit Glasabtrennung zur Duschkabine, die man übrigens nicht braucht, wenn man im Sitzen duscht, Was gleichzeitig das Klo mit dem hin und wieder gewünschten (Bedienungsanleitung) Süßwasser nachspült...
In der Pantry (im Wortsinne scheinbar zum Anrichten von kalten Speisen) ein zweiflammiger Herd mit Backofen und Grillfunktion, dazu eine Induktionskochplatte  von Aldi (nur einschalten, wenn der Landstrom genügend abgesichert ist...)
Johann Lafers Entrecôte (so, oder so ähnlich -> runter scrollen bis "Steak mit geschmorten Tomaten") zuzubereiten ist folglich keinerlei Problem :-)

Segelkleid

Schon etwas speziell: 35 m² im Großsegel und 35 m² in der Genua...
Nach wie vor besteht das Gefühl, dass es ein paar Knoten mehr Wind braucht, bis man in die Gänge kommt. Kein Wunder, schließlich kommt der Schwenkkiel mit einem Handicap von 700 kg zusätzlichem Ballast zum Tragen.
Aber dafür gibt es ja seit Saisonbeginn den neuen Code Zero. "Sail when others are already motoring" - war toll!
Den Code Zero haben die Jungs in Heiligenhafen prima hingekriegt.



Auf der anderen Seite, die beiden Reffs, die ab Werk mit kommen, sind dann doch bescheiden. Reff Zwei wird je nach Situation bereits bei 21 Knoten eingebunden. Es war eine kluge Entscheidung, ein drittes Reff in das Groß nähen zu lassen. Sollte man einmal überrascht werden kann man im Reff 3 auch noch bei 27+ kn segeln, und wenn es richig happig kommt, kommt das ebenfalls neue Reff 4 zum Zug, es hat die Größe eines Try-Segels.


Und sonst

Irgendwann gab es die erste Schnecke an Bord
Kommentar von Sohn Hannes: "In der Mitte durchschneiden und liegen lassen, dann kommen keine Neuen mehr."

Noch ein Novum gab es:


Reisen mit Blumenstock.

Haben wir von den Stegnachbarn auf der Tschööö bekommen. Er war schon mit ihnen durch die Sommerferien gereist und hat dann auch noch bei uns den ganzen August und September durchgehalten.

















Die Strecke

Naturgemäß dominant bei einem Standpunkt am Ausgang der Kieler Förde: Fahrten in die dänische Südsee. Und wieder die Erkenntnis, es gibt da noch so viel zu sehen, zu befahren und kenne zu lernen, man könnte für Jahre da hin und immer wieder etwas neues finden.

Dann die großartige Reise nach Kopenhagen (Details hier), Lolland, Falster, Mön, alles sehr schön. Obwohl wir sicherlich den schlechtesten aller möglichen Anreisetage erwischt hatten: Sommerferien, schönes Wetter, Sonntag Nachmittag... Alles was schwimmen kann auf dem Wasser. Um so schöner das Glück mit unserem zentralen Liegeplatz!
Auch die Fahrt nach Rerik war entgegen der Vorhersage sehr schön.Und dann natürlich der Saisonabschluss von Svendborg nach Wendtorf (Details) mit der bisherigen Höchstgeschwindigkeit von 9,5 kn.
Hier der Überblick.




Ausgewassert

Um Viertel vor sechs Abends war das Boot ausgeräumt und geputzt, sodass es losgehen konnte zur Überführung unter den Kran in Laboe. Und natürlich fängt es genau als ich die letzte Leine löse, um aus der Box zu kommen, zu nieseln an...


Aber es hielt sich in Grenzen und eine Stunde später vor Laboe war alles schon wieder trocken.

So konnte es am nächsten Morgen gleich los gehen. Wassertanks entleeren, Dieseltank füllen, Segelkleid und Sprayhood abnehmen, Baum weg, Mast legen, und Auswassern





Ein besonderes Spektakel gab es dann noch, als die "größte Segelyacht der Welt", die 143 m lange "A" auf einer ihrer ersten Testfahrten vor Laboe vorbei fuhr.


Es heißt etwas, wenn sogar die Profis von der Werft innehalten und aufs Wasser blicken. Meistens weniger wegen der Anmut dieses Klotzes, sondern wegen der schieren Größe. Wer mag, kann mehr davon bei den Segelreportern erfahren.

Die LITTLE WING ist jedenfalls gut versorgt für den Winter und wartet auf das Frühjahr.


Saisonabschluss 2015: Svendborg - Wendtorf

So war die Vorhersage: Wind aus SW 5, abnehmend auf 3. Also erwarten wir strammen Gegenwind. Naja, bis zur Schlei wird es irgenwie gehen...

Bei der Abfahrt in Svendborg gibt es einen NW 4. Nun, wahrscheinlich lokale Bedingungen in dem engen Sund. Schon kurz vor der Brücke sind die Segel oben und es geht am Wind nach Westen.


ein paar Kreuzschläge, dann östlich Korshaven die schmale Passage nach S, ein Holeschlag, um an der NW-Spitze von Ærø vorbeizukommen. Wir haben nach wie vor NO 4, inzwischen Reff 1 im Großsegel, dann abfallen und

Champagnersegeln zum Saisonende



56 Seemeilen in neun Stunden bei schönem Wetter, schönem Wind,und Speed Record bis dato: 9,5 kn.
Was will man mehr zum Saisonabschluß!






Armins Silverrudder

Freitag 18.9. 07:00. Vorbereitungen für den Start um 0800. Es hat heftige Böen, schon im Hafen. Nachdem alles gerichtet ist, löst sich Armins Seascape 18 -mit 5,5 m das kürzeste Boot, 
das an der Regatta teilnimmt- aus dem Dreierpäckchen im völlig überfüllten Hafen von Svendborg und fährt dem Sonnenaufgang entgegen. Kein Motor, kein Mitsegler, ganz alleine.
Schon im Hafen heftige Schlagböen. Zwar soll es nicht mehr so heftig sein wie tags zuvor vorhergesagt - 5-6, Böen 9 -, jetzt sind es "nur noch" 5-6, Böen 7...
Armin kommt gut heraus aus der Hafeneinfahrt, kreuzt hinunter zu Startlinie, wo schon die ersten auf Grund gelaufen sind...




Es lief zunächst ganz gut, obwohl der junge Familienvater (Sohn Emil ist grade mal zwei Monate alt) schon ziemlich kaputt und untrainiert auf die Piste ging.

Dann, im Großen Belt, kurz vor der Brücke fiel der Autopilot aus. An dem Teil, an dem er in die Ruderpinne eingehängt ist, gibt ´s ne Soll-Bruchstelle, die riss ab.
Bald darauf flog ihm der Schäkel am Fuß der Fock weg. Das konnte er zwar provisorisch reparieren, aber die Fock ist nicht mehr richtig abzurollen gewesen. Entweder oben noch aufgerollt, oder unten nicht abgerollt, also nicht genügend Zug im Segel.
Hier sein Bericht via Handy

Dann, am oberen Ende des Großen Belt bei zwei Meter Welle, und immer noch strengen Winden, eine lange Gegenan-Strecke vor sich sehend, die Entscheidung abzubrechen.

Kanns ihm nicht verdenken. Die Bedingungen am Start waren brutal, viele sind schon vor dem Start oder kurz danach auf Grund gelaufen, ganz viele gar nicht gestartet.
Immerhin ist er letztes Jahr rechts herum bis nach Fynshoved gekommen und dieses Jahr links herum. "jetzt bin ich mit (dem) letztem Jahr zusammen ein mal (einhand) um Fyn gesegelt."
Finden wir auch - tolle Leistung!
Vorstart ...

... mit ...

... Fähre

Die größeren Klassen



First ship home

Unser Premium Liegeplatz



Zieleinlauf mit Fähre


Shore Crew zur Silverrudder

Sohn Armin will es wieder wissen. Mit seiner Seascape 18 bei der Silverrudder, einhand rundt Fünen, diesmal vielleicht ohne die große Flaute. Wir sind als Hotel-Boot und Shore Crew vorgesehen.
Wir brechen bereits am Montag Morgen auf und

haben eine tolle Überfahrt mit halbem Wind nach Marstal. Genau nach Wetterbericht erst schöne Sonne, dann Regen, aber da waren wir bereits angekommen - sieht man von ein paar Spritzern vorher ab...

Toll war diesmal die Fahrt vorbei an Kiel Leuchtturm

Sehr beeindruckendes Bauwerk.

Von Marstal ging es über die Kanäle in den Svendborgsund. Nun warten wir auf Armin und Anne und freuen uns besonders auf Enkel Emil.



Einmal Als und zurück

Endlich, nach zahllosen Versuchen, klappt es mit Neffe Chris und wir finden die Gelegenheit, für ein paar Tag auszufahren.
Erst ging es auf die Ansteuerungstonne Schlei zu. Bauch und Kopf prüfen. Rumorts? Nein, alles gut, also weiter nach N.
Mit schönem Wetter und schönem Schnitt von 5,5 kn ging es schließlich nach Fynshav.
Fynshav liegt nicht auf der Insel Fünen, sondern auf der Insel Als. Es heißt Fynshav, weil hier der Hafen für die Fähre nach Fyn (deutsch Fünen) ist. Und der Hafen von Fynshav heißt Fynshavhavn. Eigentlich alles logisch, oder?
Hier in Fynshavhavn ist nix los (vermutlich auch nicht in der Hauptsaison), kein Wunder, der Wernersche Törnführer behauptet, der Hafen sei "leicht vergammelt" und schreibt dann auch noch "Wahrschau!" die Einfahrt kann versanden. Wer läuft jetzt noch so einen Hafen an?
Wir, weil wir den Schwenkkiel hochgezogen haben und hinein in die Hafeneinfahrt. Echolot meldet normale Tiefe, nix is versandet.
Los ist auch nix, das Dorf liegt abseits, einzige Abwechslung: die Fähre hin und wieder, gut abgetrennt durch eine eigene Mole stört sie im Fischer- und Sporthafen weder mit Schwell noch mit Radau.
Vergammelt finden wir es hier auch nicht, ruhig eben, nix los. Uns gefällt 's hier mit Bioland Gulasch vom Hügle, dem Metzger meines Vertrauens.

Morgen in die dänische Südsee, so der Plan. Schön ausgedacht am Vorabend: wir fahren vorbei an all den schönen Inseln, und durch die interessanten Kanäle nach Marstal.
Am nächsten Morgen nach dem aktuellen Wetterbericht, war klar, bei vier bft stramm Ost, müssten wir ständig gegenan, bis auf das letzte Stück, wo aber sowieso motort wird.
Aber man könnte ja auf der SW-Seite von Marstal runterfahren, abgeschattet von der Insel und deshalb bei wenig Welle.
Also ging es los, vor dem Hafen steht ordentlich Brandung, ein Blick auf den Windmesser zeigt, 5, in Böen 6 bft. Eineinhalb Meter mittlere Wellenhöhe. Also Segel erst mal im zweiten Reff hoch. Kurs eingestellt, Geschwindigkeit auf 2.7 kn runter, zu hoch am Wind. Folglich wird das nix mit ruhig unter der Küste entlang...
15 Grad abgefallen, Speed 6 kn, nochmal 10 Grad abgefallen, Speed 7+ kn.
So fuhren wir praktisch mittig zwischen Ziel Marstal und potenziellem neuen Ziel Maasholm.


Dann kam der Schauer. Um elf Uhr. Genau als Brigitta schrieb "Und der Regenradar sagt, dass ihr gerade nass werdet :("
Zum Glück -- für Chris -- war der Spuk vorbei, als er die Wache übernahm.
Und abgesehen von ein paar Tropfen kam auch nix mehr von oben. Eher mal von vorn und von der Seite.
Unter diesen Eindrücken haben wir Abstand von der Idee genommen, nach Marstal zu kreuzen, sind auf halben Wind abgefallen, haben noch einen überholt und sind in die Schlei eingelaufen.

Und Chris hat es auch sehr gefallen.
Im Hintergrund: Ansteuerungstonne Schlei
Tags darauf waren Schauer-und Gewitterböen bei Winden aus SO und 4 bft angesagt. Ist ja auch wieder gegenan, wenn man in die äußere Kieler Förde will...
Also erst mal zwischen Sperrgebiet und Land nach S, Bei Damp nach O gewendet und schließlich Anleger nach Süden
Fast gleicher Kurs, wir etwas höher
Während der Himmel sich bei der Ausfahrt aus der Schlei hinaus grau, teilweise dunkelgrau zeigte, war davon zwei Stunden später nur noch etwas Dunst übrig geblieben, ansonsten strahlend blauer Himmel.


Später gab es noch eine interessante Querung des Kiel-Ostsee-Wegs
Laut AIS "langer Schleppverband" wohl wahr...
Schön war es.



Kunstvoll zu schreiben ist eine Kunst

Schon lange bin ich Leser der Segelreporter. "Segeln ist cool, faszinierend, vielseitig. Segelreporter berichtet, erklärt, steckt an.", so die Eigenwerbung.
"Berichtet" klappt sehr gut, "erklärt" auch, "steckt an", naja, mal so mal so
Heute allerdings ist es einem der Segelreporter, Michael Kunst, gelungen anzustecken. Er war in Lorient zum Segelurlaub.
Nun muss man wissen, dass das ein Mekka des französischen Segelsports ist. Ich muss einräumen, ich kenne Lorient auch nur vom Hörensagen, aber ich war in Concarneau zum Probesegeln und in Les Sables zum Start der Vendée Globe 2012. Diese Orte haben ganz eigene Schwingungen.
Zitate Michael Kunst:
"Im Hafen von Lorient mangelt es vielleicht an anständigen Toiletten, aber niemals an anständigen Booten." Und wenn man gar mit seiner Kiste neben Legenden zu Liegen kommt und das mit "... gibt sich nur mit allerbester Gesellschaft zufrieden" kommentiert, macht das einfach Spaß beim Lesen.

Link zum ArtikelMichael Kunst



Die Zahlen der Sommerreise 2015

Schön war sie jedenfalls, unsere diesjährige Sommerreise. Und besonders schön war das tolle Wetter! Warm, trocken und windig, was will man mehr?

Der Track auf Google Earth
Wir sind an elf Reisetagen 388 sm gefahren, standen einen Tag in Kopenhagen und eine Woche mit Tochter und Familie in Rerik.



Und zurück

Leider wurde in der Nacht die Crew krank (Magen/Darm), sodass sie unten bleiben musste und nicht den strahlend blauen Himmel und die Sonne genießen konnte.
Wie sich herausstellte, hatten wir auch eine Stunde ab Burgtiefe bis unter die Brücke, Heiligenhafen wäre also kaum weiter gewesen.

4-5 bft, keine Wolke am Himmel
Nach der Brücke ging die Genua heraus. Wind Ost, 4-5, Kurs West, also 20° anluven, damit das Segel steht.
Nicht der schönste Kurs bei Magen/Darminfekt, schließlich hatte es immerhin 1,5 m Seegang.
Da wäre halber Wind sicherlich besser gewesen. Aber, hoch nach Dänemark wollten wir ja nicht, sondern in die Kieler Förde.
Immerhin lief es mit 5-6 kn dahin, sodass wir zu vernünftiger ankamen.
Der klägliche Versuch, die Wellenhöhe zu fotografieren...
Track folgt.

Auf Fehmarn

Wir hatten einen tollen Ritt bei strahlendem Sonnenschein und vier bis fünf bft quer über die Mecklenburger Bucht auf den Fehmarnsund!

Noch vor dem Start in Erwartung schwächelnder Winde den Code Zero vorbereitet, sind wir mit Rückenwind das Haff hinunter getuckert, im Rücken immer die schöne Kirche von Rerik

um die Ecke, und siehe da, es hatte Wind, und davon nicht zu wenig.
Der Code Zero blieb schön aufgerollt, vielmehr kam das Großsegel ins erste Reff und auch die Genua wurde zurückgestutzt.
Am Wind ging es nach NW über die Mecklenburger Bucht. und es gab wieder interessante Begegnungen:
- die Küstenwache auf Schleichfahrt ohne AIS
- die Fähre Nils Holgersen von vorn

Da der Wind im Verlauf des Nachmittags leicht recht drehte, brauchten wir keine Wende, keine Halse, nur ein bisschen Trim hin und wieder und schon nach sechs Stunden fuhren wir im Hafen von Burgtiefe herum und suchen uns einen Platz.
Im Hafen 600 Liegeplätze, im Rücken Ferienanlagen, dazwischen nicht viel. Aber wir haben ihn Transithafen getauft, dafür hat er seinen Dienst getan. 

Wir sind froh, dass wir die Stunde rein nach Heiligenhafen gespart haben, oder in die Orther Bucht.Schließlich sind wir erst mittags los. Und morgen sparen wir uns das Heraus-Tuckern fast vollständig.
Immerhin, Kunst am Bau mit Sonnenuntergang gab es auch. Was willste mehr?



Sommerreise 2015 nach Kopenhagen

Am Sonntag 9.8. haben Brigitta und ich mit Kopenhagen den nördlichsten und östlichsten Punkt unserer Sommerreise erreicht.
Angefangen hat alles mit einem dollen Mondaufgang in der Kieler Förde


Von hier ging es nach Langö auf Lolland,
Extrem atouristisch (*nicht* zu verwechseln mit anti-touristisch)

 Femö auf Femö, Härbölle
Walk zur Kirche

und Klintholm auf Mön,
Möns Klint - der Besuch ist ein Muss

nach
Möns Klint -  von der See aus gesehen

Rödvig auf Seeland. Soweit alles bei gemäßigten Winden, nur bei der Ansteuerung von Langö - wo sonst, wenn nicht da, wo nur ein schmaler Kanal durch viel Flachwasser geht - hat es deftig gebrettert.

Endlich war der Sommer auch hier im Norden angekommen und wir hatten bisher herrliches Wetter, so zog uns der Wind schließlich mit leichter Brise über die Köge Bucht nach Norden.


Vor Kopenhagen wie erwartet viel Verkehr, viele Sonntagsausflügler auf kleinen und großen, langsamen und schnellen Motorbooten, viele Segelboote dümpelnd oder unter Motor, einem Holzfloß von ca. 5x5 m, mit kleinem Außenborder, aber umso größeren Biervorräten.
Einige fette Brummer
 Und dann kam 's sogar noch von Oben, leider hat das mit dem Fotografieren nur teilweise (im Wortsinne :-) funktioniert:

Das Display ist bei Sonne mit Sonnenbrille einfach nicht zu abzulesen...
Selbstverständlich gab es in der Einfahrt zum Hafen die obligatorischen Kreuzfahrtschiffe (drei an der Zahl), dazu aber kein Bild, denn hast du einen Kreuzfahrer gesehen, haste alle gesehen.

Wir fanden einen wunderbar ruhigen Liegeplatz in der Trangraven Marina, einem Abzweig von Christianshavens Canal, direkt neben einem schönen Hausboot.



Der erste Erkundungsgang führte uns entlang Christianshavens Canal, zur Freisers Kirke mit dem charakteristischen Korkenzieherturm


Tags darauf folgte Kopenhagen per pedes in sechs Stunden.  Bereits nach 10 Minuten hatten wir Christiania erreicht,
 wohl nicht mehr ganz so dolle wie früher, aber immer noch gelten die drei Grundregeln:

- have fun
- don´t run, this produces panic
- don´t photograph, hash is still illegal



Dann ging es über den Hafen (der eigentlich ein gaaaanz langer Kanal ist, der die ganze Stadt durchzieht und effektiv zweiteilt) an die Börse (wieder mit Korkenzieherturm), die neue Bibliothek "Black Diamond"

Hier lässt es sich studieren - zumindest an solchen Sommertagen
und damit wissen wir nun auch, wo Freiburg die neue Unibib abgeschaut hat...

Am Tivoli fanden wir ein Plakat für den jüngsten Enkelnachwuchs.
Komisch nur, dass er im Deutschen Michel heißt.

Die Stadt hat viele Brunnen ...
... Pferde ...
... eine Königin ...
... eine Meerjungfrau mit Game over ...
... Kajakfahrer ...
... und es herrscht grade Sommer.

Kopenhagen - Klintholm mit Erlebnissen

Die Wahl der Route war nicht allzu schwer. Will man auf der Ostseite dieser dänischen Inseln fahren, bleiben eigentlich nur die gleichen Stationen, wie auf dem Hochweg. Aber macht ja nix, waren allemal schön.
Die eigentlich erste Entscheidung musste am Vorabend gefällt werden, die neue Zugbücke macht um sechs, sieben, neun und dann alle Stunde auf. Also um sechs aufstehen, beim Brückenwart die Ausfahrt anmelden und um Punkt sieben gingen die Leinen los und wir fuhren aus der Box und durch die Brücke. Zwei Minuten später dieses Bild:

Dann noch einen Blick auf die neue Oper,

und dann goss es in Strömen. Und zwei Stunden später kam die Sonne heraus.
Wind durchaus wechselhaft, sodass alle Segel in fast allen möglichen Kombinationen zum Einsatz kamen. Und auch der Motor. Dieser so gegen Ende, schon konnte man deutlich die Konturen von Möns Klint erkennen.
Da gab es noch eine traurige Begebenheit in unserer Nähe. Ein Mast einer 8 Meter Yacht war heruntergekommen
und wir änderten Kurs und 40 Minuten später sahen wir eine ältere Segelyacht. Eigentlich ganz schiffig und seefest.
Der Mast hing über die Reling nach hinten hinaus, ein Wust an Stahlseilen, Leinen und Segeltüchern über dem Boot verteilt. Ein junges Paar. Ihr schien die ganze Sonnenbräune aus dem Gesicht entflohen zu sein. Kein Wunder, es hätte alles viel böser ausgehen können.
Ihr Funkgerät sendete gerade noch ca. 100 Meter weit, da mit dem Mast natürlich auch die Antenne, die zweckmäßigerweise oben am Mast, am höchsten Punkt, angebracht ist, natürlich auch mit herunter gekommen war.
Sie konnten langsam fahren, aber waren manövrierbehindert mit einem Masttop, das bei jeder Welle abtauchte und große Teile des - immerhin aufgewickelten - Vorsegels badete, schneller als zwei, drei Knoten trauten sie sich nicht zu fahren, ganz geschweige von der Hafeneinfahrt.
Wir gaben schließlich Schlepphilfe.  Also gut, die Last der Schleppleine auf vier Klampen verteilt, Brigitta die Schleppleine angenommen, in unsere Leinenkonstruktion eingebunden.


Nun ging es zweieinhab Stunden an den schönen Klippen von Mön enlang, um die Ecke und schließlich nach Westen Richtung Hafen.
Dann haben wir einen Plan gemacht, wie wir in den Hafen einfahren. Brigitta hat vorgeschlagen, den Hafenmeister von Klintholm anzurufen, um herauszufinden, wo man die Havaristen am Besten abstellen könnte.
Schließlich erhielten wir profesionelle Hilfe vom dänischen SAR.
Die Jungs kamen. Filmreif, mit full speed. drehten erst mal nen Vollkreis um uns um alles zu überblicken,

dann fuhren sie zwischen uns und den Havaristen, schnappten die Schleppleine, machten sie bei sich fest, schnitten sie vorn bei uns ab, wir waren frei, sie hatten das havarierte Boot am Haken.

Das alles dauerte kaum drei Minuten, Hut ab, das sind Profis.
Dann professioneller Schlepp - wir kamen kaum hinterher - in den Fischereihafen. Wir sind in den Sporthafen, nächstbeste Box und haben diesmal einen größeren Anlegeschluck als üblich getrunken.
Natürlich haben wir sie noch besucht, geklönt, eMail ausgetauscht und alles Gute gewünscht.
Und ach ja, Das Vorstag war unterhalb des Genuarollers abgerissen, offensichtlich Materialbruch durch Vorschaden oder Ermüdungsbruch, im Querschnitt des Bruchs viel rostige Fläche, wenig glänzendes Metall.

Klintholm - Gedser - Rerik

Die erste Etappe nach Gedser (34sm) mit eher wenig Wind und immer wieder Motor, dann nach Rerik (45 sm) war ein dreier aus NW angesagt, "später abschwächend".
Es ging mit zwei bis drei aus NO los mit dem Großsegel und dem Code Zero, alsbald wurde dieser gegen die Genua getauscht, später Reff eins ins Groß, dann Reff 2 und Vorsegel gerefft, und die letzte Stunde bei Windstärke 5, in Böen sechs, fast platt vorm Wind mit 5 kn bis vor die Einfahrt zum Salzhaff.
Dann mit dem Motor in das Haff und fast eineinhalb Stunden gegen den Wind die Fahrrinne hinauf nach Rerik.

Es gibt einen neuen Steg, den wir besichtigen wollen, als uns ein Segler in der Nähe pfeift und winkt, "follow me".
Wie sich später herausstellt, ist es einer der beiden Hafenmeister des Segelclubs, er weist uns an den Kopf eines Querstegs, der nur 2m breit ist. 
Ganz schön tricky, mit 11,30 m gegen den Wind daran anzulegen. Aber in einer kurzen Flaute mit der Hilfe von zweien vom Segelclub zum Leinen annehmen klappt es schließlich. Jetzt versperren wir vorne zweien und hinten einem Boot die Ausfahrt, aber "das macht nichts, die fahren nicht raus"
Tags darauf, wenn die Tagesgäste im Laufe des Vormittags ausfahren, sollen wir eine Box bekommen (wir haben auch schon einen schönen Platz im Auge)

Nachtrag:
Der Hafenmeister hat uns eine Box am selben Steg auf der anderern Seite zugewiesen, es bläst zwar immer noch heftig, aber wir fahren - ohne Frühstück, Brigitta im Nachthemd - hin. Eine Stunde später, nach mehreren Versuchen, stellt sich heraus, dass die Box fünf Zentimeter zu schmal ist. Wir machen erst mal an einem Motorboot fest und frühstücken.

Nachtrag 2:
Wir liegen am Kopfende des Stegs, festgeleint an Neptun, 

mit unverbaubarer Sicht auf das gesamte Salzhaff.  Die Sonne lacht, wir haben geduscht, der Tag kann beginnen.

Der Sommertörn endet erst mal hier - bzw. wird hier unterbrochen. Tags darauf trifft die Tochter mit Mann und ihren zwei Kindern eintreffen. Sie haben hier eine Ferienwohnung gemietet. Also werden wir uns den Enkelinnen widmen...

Wir fuhren
55 sm bis Langö
26 sm bis Femö
34 sm bis Härbölle
16 sm bis Klintholm
23 sm bis Rödvig und
33 sm bis Kopenhagen - Christianshavn
     - Stehtag -
34 sm bis Gedser und
45 sm bis Rerik
also in neun Reisetagen, bzw. acht Segeltagen 266 sm.

Track folgt demnächst.