Schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hat, Nyord ist, soweit wir gesehen haben, eine schöne kleine Insel, ein Rundgang hätte sich bestimmt gelohnt. Aber es pfiff und orgelte in den Stagen und Wanten, sodass wir uns nach unten in das Schiffsinnere verzogen und alle Schotten hinter uns dicht machten. Ein Glück, wie sich heute Morgen herausstellte! Circa eintausend Fliegen und Stechmücken lauern am Steckschott und warten auf uns. Weitere eintausend Mücken sind offensichtlich beim Warten verstorben und liegen tot, meistens auf dem Rücken liegend, im Cockpit herum. Weitere tausend Viecher sind über Nacht von Spinnen gefangen worden, die geschickt unsere Relingdrähte ausgenutzt haben, um im Akkord ihre Netze zu bauen.
Einen Wasserschlauch zum Abspritzen des Bootes kann es auf so einer kleinen Insel nicht geben, man muss hier Wasser sparen. Also wird mit Lappen gewedelt und vertrieben. Dann die Leinen los. Kaffee gibt es heute mit Fahrtwind, letzterer hilft auch, die Mücken loszuwerden.
Es weht uns ein ungemütlicher, böiger Wind entgegen. An Segeln ist nicht zu denken, es geht durch enge Fahrwasser, rechts und links große Wasserflächen mit Untiefen von teils nur 60 cm. Einheimische kreuzen hier gegen den Wind an, wir halten uns motorend an das ausgetonnte Fahrwasser, denn man soll niemals einem einheimischen Segler hinterherfahren, die kennen meist jede Untiefe und jeden Stein, der einem Unkundigen schnell zum Verhängnis werden kann...
Zwei Brücken liegen heute auf unserem Weg:
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Die Brücke nach Møn mit 25 m lichter Durchfahrtshöhe ... |
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... und die Brücke Sjælland-Farø |
Letztere hat eine lichte Höhe von 20 m, unser Mast inclusive Antennen endet 18 m über dem Wasser. Es ist ein ganz komisches Gefühl, darunter durch zu fahren. Ich habe nicht hoch geschaut, deshalb gibt es auch nur das Photo aus der Ferne...
Die Anfahrt zu unserem heutigen Ziel Vordingborg gestaltete sich ziemlich schwierig, es gibt viele Untiefen, die Tonnen liegen recht spärlich und weil es diesig war, war die Sicht nicht ideal. Schließlich hatten wir alle Tonnen gefunden und konnten längsseits am Kopf eines Stegs festmachen.
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Zum Spätnachmittag gab es sogar noch ein paar Sonnenstrahlen, sodass wir zum Landgang aufbrachen. |
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Der erste Pölser - nach über zwei Monaten Reise! |
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Der Aufstieg zur Valdemar Burg ... |
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... wird mit einem fantastischen Blick belohnt |
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Der Gänseturm |
200 Jahre nach dem Bau der Burg baute der mittlerweile vierte Valdemar (Mitte 14. Jh) dieselbe massiv aus, da er im Streit mit der Hanse lag und ließ "auf dem höchsten Turm der Burg eine goldene Gans setzen, als Zeichen seiner Verachtung für die Hanseaten, die er als fette Gänse zu verspotten pflegte" (
Törnführer). Die Vordingburg hielt dem daraufhin folgenden Angriff der Hanse stand. Später verfiel sie, weil die dänischen Könige es vorzogen, sich in Kopenhagen und/oder Roskilde aufzuhalten...
Abfahrt: 11:00 Nyord
Ankunft: 14:00 Vordingborg
Etappe: 14 sm
Törn: 1569 sm